Anika Suzan

Dissertationsprojekt (bei Prof. Dr. Friedrich Wilhelm Horn):

„Hoffnung für die Schöpfung: Eine Grundlegung neutestamentlicher Tierethik aus eschatologischer Perspektive“

Tiere spielen in den Schriften des Neuen Testaments keine tragende Rolle. Und dennoch lohnt es sich, die Tiere aus neutestamentlicher Perspektive in den Blick zu nehmen. Dem Gleichnis vom Senfkorn (Mk 4,30-32 / Mt 13,31-32) ist zu entnehmen, dass auch Tiere Anteil am Reich Gottes haben werden. Konsequenterweise soll das Evangelium aller Kreatur (πάσῃ τῇ κτίσει) gepredigt werden (vgl. Mk 16,15). Bereits in Mk 1,13 stellt Christus den ursprünglichen Schöpfungsfrieden wieder her.

Durch das Versöhnungshandeln im Christusgeschehen kann indes etwas Neues entstehen: „Ist jemand in Christus, so ist er eine neue Kreatur / Schöpfung (καινὴ κτίσις)“ (2 Kor 5,17). In Christus kann der Mensch ferner die ursprüngliche Gottebenbildlichkeit verwirklichen (vgl. 2 Kor 3,18 und 4,4, Kol 1,15)Röm 8,18-22 nimmt erneut die gesamte Schöpfung in den Blick: „Denn wir wissen, dass die ganze Schöpfung bis zu diesem Augenblick seufzt und in Wehen liegt.“ (V. 22)

Da im Zentrum der jesuanischen Verkündigung die βασιλεία τοῦ θεοῦ steht, welche sowohl als präsentische als auch als futurische Größe zu verstehen ist, wird diese der Ausgangspunkt meiner neutestamentlichen Tierethik sein. Im Rahmen meines Dissertationsprojektes werde ich untersuchen, wie die unter ‚eschatologischem Vorbehalt‘ stehende Basileia zu ethischem Verhalten gegenüber Tieren motiviert. Hierfür werde ich überdies einen Blick in die frühjüdische apokalyptische Literatur und in Texte aus der Umwelt des NT werfen und evaluieren, inwiefern apokalyptische Vorstellungen - bspw. die Vorstellung einer neuen Schöpfung, des eschatologischen Tierfriedens, eines zweiten Adams oder das Kommen des Menschensohns - im NT (vornehmlich im Mk-Evangelium und im Corpus Paulinum) rezipiert und mit dem Christusgeschehen verbunden wurden.

In Zeiten, in denen vermehrt über den Umgang mit Tieren und unser Konsumverhalten (bspw. Massentierhaltung) nachgedacht wird, will diese Arbeit Impulse für eine christliche Tierethik geben.

Vita

  • seit Oktober 2017 Promovendin im Fach Neues Testament
  • seit SoSe 2017 Lehrauftrag am Fachbereich Ev. Theologie, Neues Testament
  • seit 2012 Studienrätin am Gymnasium am Römerkastell, Alzey
  • 2011-2012 Lehrerin im Angestelltenverhältnis am Frauenlob-Gymnasium Mainz
  • 2010-2011 Vorbereitungsdienst für das Lehramt an Gymnasien am Staatlichen Seminar für Lehrerbildung (Gymnasien) Heidelberg (Abschluss: Zweites Staatsexamen, Bilinguale Zusatzausbildung: Bilingualer Sachfachunterricht)
  • 2002-2009 Studium der Ev. Theologie und Englisch für das Lehramt an Gymnasien an der Johannes Gutenberg-Universität Mainz (Abschluss: Erstes Staatsexamen)
  • 2001-2002 Studium der Grundschulpädagogik, Englisch, Biologie, Ev. Theologie für das Lehramt an Grund- und Hauptschulen an der Universität Koblenz-Landau, Abt. Landau
  • 2001 Abitur, Eleonoren-Gymnasium Worms
  • 1982 geboren in Worms